Erfahrungen eines Krötensammlers

Wie jedes Jahr fange ich Ende Februar an mit den Spekulationen: Wann muss der Krötenzaun aufgebaut werden? Wie ist oder besser wie wird das Wetter? Regen? Temperatur? Passt alles? Bloß nicht zu früh, aber erst recht nicht zu spät den Zaun aufbauen. Eigentlich schade, dass Glaskugeln aus der Mode gekommen sind.

Heuer war es lange kalt, aber in der zweiten Märzwoche schien endlich eine Ahnung von Frühling in der Luft zu liegen. Dann die erste Krötensichtung!!!  - leider tot auf der Straße. Also gleich Alarm schlagen in der Geschäftsstelle Fürstenfeldbruck... Binnen weniger Tage stand der Zaun an den 3 Weihern bei Wenigmünchen. *Danke*

Am 14. März ging es dann los. Oder auch nicht. Es wurde nämlich wieder lausig kalt und hat nochmal richtig geschneit. So viel, dass die Eimer samt Zaun teilweise praktisch komplett unterm Schnee verschwunden waren. Super. Hoffentlich hält der Zaun das aus. Schnee abschütteln ging nämlich auch nicht (ich hab's versucht), da alles fest und steif gefroren war. In den nächsten fünf Wochen haben sich denn auch mal gerade 14 tapfere und offensichtlich frostresistente Erdkröten auf den Weg gemacht. Hormone kontra Minusgrade. 1:0 für die Hormone.

Trotz jahrelanger Erfahrung bin ich am Rätseln: Kommen sie noch und wenn ja, wann und wieviele? Können Kröten erfrieren? Und was ist mit den winzigen Bergmolchen?

Aber dann schlug das Wetter schlagartig um - sonnig und warm, immer wieder unterbrochen von Regenschauern, also perfekt - und innerhalb von 3 Tagen habe ich über 1.000 Tiere in den Eimern gefunden...das gab's noch nie in all den Jahren !!!!!!!

 


Inzwischen sind es rund 1.700 Tiere geworden! Erdkröten, Bergmolche, Braun- und Grünfrösche.

Da nehme ich doch gerne in Kauf, dass ich jedes Mal wenn ich heim komme, wie ein Schlammferkel aussehe, teilweise patschnass geworden bin, vor lauter Hektik drei Doppeldecker (Krötenweibchen mit -männchen huckepack) von der Straße zu retten, über die Spannschnüre stolpere, filmreif längs hinschlage, der Handstrahler bei der unsanften Landung dran glauben muss und mir meine Rippen tagelang weh tun. Die Freude über den Erfolg überwiegt!

In Wenigmünchen wird seit 2003 jedes Jahr der Amphibienschutzzaun aufgebaut. Die in den Eimern gefundenen Tiere werden bestimmt, gezählt und dann an ihren Weiher getragen. Normalerweise bewegten sich die Jahreszahlen zwischen 200-400, was der normalen saisonalen Schwankung entspricht. Dann gab es in 2009 einen Einbruch und es wurden nur noch knapp 80 Tiere gefunden. Die Frage des "Warum?" konnte niemand schlüssig beantworten. Seitdem aber haben sich die Bestände kontinuierlich erholt und in 2013 haben wir nun ein absolutes Rekordergebnis. Da die bei uns am Zaun gefunden Amphibien zwischen 3 und 5 Jahren bis zur Geschlechtsreife brauchen, ist das wohl die Ernte der Vorjahre, in denen wir nie aufgegeben haben.

Selbstverständlich bin ich nicht alleine. Ein Dank geht an alle Zaunbauer, Sammler (große wie kleine) und an den LBV, ebenso wie an nette - weil langsam fahrende - Autofahrer und die Gemeinde Egenhofen samt Straßenbauamt, die extra für uns Warnschilder angeschafft hat und diese jede Saison immer pünktlich aufstellt!

 

Euer Froschkönig (aktueller Sammelrekordhalter)