Landschaftspfleger auf vier Beinen

Heckrinderbeweidung im Fußbergmoos

Neugierig blicken sie aus ihren großen dunklen Augen über den Weidezaun. Mit ihrem dunklen Fell, den strubbeligen blonden Ponyfrisuren und den großen gebogenen Hörnern sehen sie einerseits niedlich, aber gleichzeitig auch sehr beeindruckend aus. Wer per Rad oder zu Fuß im Fußbergmoos unterwegs ist, kann sie kaum übersehen: unsere kleine freundliche Heckrinderherde. Seit zwei Jahrzehnten unterstützen sie die Kreisgruppe bei der Landschaftspflege. Die Tiere beweiden Flächen innerhalb festgelegter Zonen und verhindern so eine fortschreitende Verbuschung.

Heckrinder © Viktor Oswald
Heckrinder © Viktor Oswald

Wie alles begann

Seit Jahrhunderten werden Rinder, Schweine, Ziegen und Schafe in ackerbaulich nicht nutzbare Flächen wie Wälder, Moore und steile Hänge getrieben, damit sie dort ihren Hunger stillen können. So entstanden hochwertige und artenreiche Lebensräume, die heute, nach dem Ausbleiben der Beweidung, wieder zugewachsen sind und deren Biodiversität dramatisch abgenommen hat.

Der LBV Fürstenfeldbruck startete sein Beweidungsprojekt im Fußbergmoos im Jahr 2002 – mit einem Stier und zwei Mutterkühen, die aus der Zucht von Walter Frisch aus Steinberg bei Weilheim stammten. Damit die Herde jedoch eine sinnvolle Größe behielt und Rangkämpfe unterbunden wurden, wurden ältere Muttertiere und Jungstiere im dritten Lebensjahr verkauft. Heute besteht die Herde aus sechs Tieren, vier Kühe und zwei Ochsen – alle sind als echte „Fußbergmoosler“ dort geboren. Der Stier zog 2019 in eine andere Heckrinderherde ins Josephstal nach Baden-Württemberg um. Seitdem ist die unangefochtene Chefin der Herde die Kuh Esmeralda. 

Auf wechselnden Flächen zuhause

Die robusten Rinder werden auf einer Teilfläche von etwa 11,5 Hektar eingesetzt, die sich in sieben Teilareale untergliedert. Auf der sogenannten Winterweide stehen die Tiere nach Ende der Vegetationsperiode bis zum Frühjahr. In dieser Zeit wird mit regionalem Bio-Heu zugefüttert. Hier haben die Tiere auch einen Windschutz, hinter den sie sich bei widrigem Wetter zurückziehen können.

Nachwuchs bei den Heckrindern © Viktor Oswald
Nachwuchs bei den Heckrindern © Viktor Oswald

Das übrige Jahr verbringen die Tiere auf den anderen Arealen: Die sogenannte Sommerweide und die Große Weide werden zweimal im Jahr beweidet. Ebenso zwei weitere, an die Große Weide angrenzende Grundstücke. Und schließlich dürfen die Rinder auf unserer Torfhüttenfläche und der Rauschbeerenfläche grasen. Diese ökologisch hochwertigen Wiesen werden nur ab etwa Mitte September beweidet, da zwei in der EU prioritäre Arten, sogenannte FFH-Arten, hier ihren Lebensraum haben: Der Dunkle und der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling.  Diese zwei Schmetterlingsarten haben ganz besondere Ansprüche an ihren Lebensraum, die wir hier gezielt fördern können.

Das Resultat kann sich sehen lassen

Nach 20 Jahren durchgehender extensiver Beweidung im einzigen renaturierbaren Niedermoor im Großraum München können wir viele positive Effekte der Beweidung feststellen. Durch den Verbiss und das Fegen von Sträuchern und Jungbäumen schaffen unsere Rinder die Voraussetzung für die Etablierung pflanzenreicher Flächen. Davon profitieren unter anderem mehrere Heuschreckenarten, Neuntöter, Baumpieper sowie seltene Orchideenarten. Aber auch Rinder sind wählerisch: Brombeeren und Faulbäume knabbern sie nur an den Spitzen an, keimende Birken verschmähen sie ganz. Deshalb werden die ersten beiden Arten zweimal im Jahr selektiv ausgemäht, bis sie im Laufe der Jahre durch ständiges Neuaustreiben geschwächt werden und schlussendlich verschwinden (sog. Erschöpfungsmahd). In einigen Teilbereichen ist uns das bereits gelungen. 

 

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Heckrind-Kalb © Viktor Oswald
Heckrind-Kalb © Viktor Oswald