Magerrasen – eine Rarität, die es zu schützen gilt

Magerrasen sind extensiv genutzte artenreiche Wiesen und Weiden, die meist an trockenen Standorten mit nährstoffarmen und wasserdurchlässigen Böden zu finden sind. In den meisten Fällen sind Magerrasen durch den Menschen entstanden. Häufig hielten Schafherden dort Gras und aufkommende Sträucher und Bäume kurz. Durch Düngung, Aufforstungen oder Verbuschung gingen viele dieser Lebensräume verloren. Als wichtiges Rückzugsgebiet für zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten ist ihr Erhalt jedoch von herausragender Bedeutung.

Magerrasen an der Rothschwaig © Viktor Oswald
Magerrasen an der Rothschwaig © Viktor Oswald

Im Landkreis Fürstenfeldbruck sind diese Trockenlebensräume eine ausgesprochene Rarität – sie zählen zu den am stärksten gefährdeten Lebensräumen. Dennoch erstreckt sich eine Biotopachse dieser seltenen Lebensräume von der Rothschwaig über den Bahndamm bei Schöngeising bis zum Naturschutzgebiet Ampertal. Diese zusammenhängende Fläche ist für das Überleben vieler Arten im Landkreis wichtig. Daher ist es das Ziel der LBV-Kreisgruppe Fürstenfeldbruck, die stark bedrohten Reste dieser wertvollen Lebensräume zu erhalten und zu erweitern.*

Schmetterlingswiesen am Bahndamm

Das größte Biotop seiner Art im Landkreis ist der Halbtrockenrasen am Bahndamm. Zwischen Buchenau und Grafrath führt die Bahnstrecke durch ein dicht bewaldetes Gebiet. Zu Zeiten der Dampflok wurde aufgrund der Brandgefahr eine breite Schneise beiderseits in den Wald geschlagen. Daher konnte sich dieser Abschnitt im Laufe der Jahrzehnte zu einem der artenreichsten Magerrasen im Münchner Westen entwickeln.

Viele Jahre wurden die ebenen Flächen von einem Bauern gemäht und später von einem Wanderschäfer begangen. Aus Sicherheitsgründen ist die Beweidung seit den 1970er-Jahren jedoch untersagt. Die LBV-Kreisgruppe Fürstenfeldbruck setzte sich Anfang der 80er-Jahre für den Erhalt dieses Biotops ein und übernahm die Pflege der Halbtrockenrasen.

 

Um diese duftenden und bunten Wiesenflächen, das Zirpen der Heuschrecken und die farbenprächtigen Schmetterlinge im Landkreis zu erhalten, wird der Bahndamm seitdem von uns einmal im Jahr gemäht. Ohne Mahd und Entbuschung stünde hier längst schon wieder ein Wald. Die zahlreichen und oft seltenen, Licht und Wärme liebenden Pflanzen wären, wie an vielen anderen Orten, bereits ausgestorben.

 

Früher von Schafen abgegrast, heute von Hand gemäht © Richard Schoonhoven
Früher von Schafen abgegrast, heute von Hand gemäht © Richard Schoonhoven

Naturjuwel Rothschwaig

Ein weiteres Naturjuwel des Brucker Landes befindet sich an der ehemaligen Kiesgrube in der Rothschwaig. Hier waren große Teile der teilweise wechselfeuchten Magerrasen bereits zugewachsen und wichtige Arten stark dezimiert oder gar vollkommen verschwunden.
Daher begann im Juni 2007 gemeinsam mit dem Forstbetrieb Landsberg die Rettung der dort befindlichen Magerrasen. Bäume und Sträucher wurden gefällt und die oberste Bodenschicht der Flächen abgeschoben, um dem Boden Nährstoffe zu entziehen und die Konkurrenz für die Pflanzen der Halbtrockenrasen möglichst gering zu halten.

Auf den offen liegenden Rohböden wurde autochthones, das heißt gebietsheimisches, Saatgut ausgebracht. Dafür wurden die Samen von Hand am nahe gelegenen Bahndamm und von einigen Flächen im Umkreis gesammelt. In einigen Bereichen wurde außerdem Kies aufgebracht, um die Ausgangsbedingungen für die trockenheitsliebenden Pflanzen zu verbessern. Also einiges an Arbeit!

 

Doch die harte Arbeit hat sich gelohnt. Mittlerweile gedeihen hier ein großer Teil der über 80 ausgesäten Arten, darunter auch 47 gefährdete Arten. Sogar die extrem seltene Wechselkröte hat ihren Weg in die Rothschwaig gefunden. In einem als Vogeltränke angelegten provisorischen Tümpel hat sie, wie auch Grasfrosch und Teichmolch, einen idealen Laichplatz gefunden. Ein richtiges Amphibienparadies! Aufgrund dieser Beobachtung wurde im Spätwinter 2014 mit stark bindigem, d.h. wasserundurchlässigem, Material ein größerer Tümpel angelegt, der hoffentlich einer größeren Population das Überleben sichern wird.

Der Schusternagel liebt trockene Lebensräume © Elke Tramp
Der Schusternagel liebt trockene Lebensräume © Elke Tramp

Naturdenkmal Lochhauser Sandberg

Einst Teil des weiträumigen Dachauer Mooses befindet sich dieses knapp 4.000 m² große Biotop im Gemeindegebiet Gröbenzell im Besitz der Bayerischen Botanischen Gesellschaft e.V (BBG). Noch heute ist der Lochhauser Sandberg reich an seltenen Pflanzenarten. Auf dem mageren und basenreichen Boden, einem sogenannten Kalkmagerrasen, gedeihen zahlreiche seltene Arten, wie Gekielter Lauch, Ästige Graslilie, Sumpf-Gladiole und Kelch-Simsenlilie. Auch Idas-Bläuling und Zauneidechse fühlen sich am Sandberg wohl.

Um dieses Kleinod zu erhalten, treffen sich einmal im Jahr, meist im Oktober, naturbegeisterte Menschen zur Herbstmahd: Die Fläche wird von Arbeitern der Gemeinde Gröbenzell gemäht und von LBV-Mitarbeitern entbuscht. Im Anschluss findet ein gemeinsamer Biotoppflege-Einsatz von LBV und BBG statt, bei dem das Mähgut zusammengerecht und von der Fläche entfernt wird, um eine Nährstoffanreicherung im Boden zu verhindern.

Idas-Bläuling © Elke Tramp
Idas-Bläuling © Elke Tramp

* Flächenankäufe des LBV werden gefördert durch die Regierungen, das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) und den Bayerischen Naturschutzfonds. Mit Spenden werden auch Nebenkosten des Flächenerwerbs finanziert – wie Eigenanteile, die der LBV bei öffentlichen Zuschüssen erbringen muss, und Personalkosten, die rund um den Flächenkauf notwendig sind. Außerdem tragen Spenden zur anschließenden Pflege der Biotopflächen bei.
Für die Flächen der LBV-Kreisgruppe Fürstenfeldbruck koordiniert der Landschaftspflegeverband Fürstenfeldbruck e.V. als Projektträger die Umsetzung der Pflegemaßnahmen und vorfinanziert die Mittel hierfür. Die Maßnahmenumsetzung erfolgt über Landwirte sowie über ehrenamtliche Mitarbeitende des LBV, unter Anleitung eines Biotoppflege-Experten. Das Projekt wird mit Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt- und Verbraucherschutz (StMUV) gefördert. 

Artenreichtum am Bahndamm

Grasnelkenhabichtskraut © Elke Tramp
Grasnelkenhabichtskraut © Elke Tramp

Entlang der Bahnlinie zwischen Buchenau und Grafrath leben viele seltene Tier- und Pflanzenarten – darunter rund 100 auf der Roten Liste als gefährdet aufgeführte Pflanzen.  Weiterlesen ...

Pflanzen- und Tierparadies Rothschwaig

Wiesen-Flockenblume ©  Elke Tramp
Wiesen-Flockenblume © Elke Tramp

Auch von Menschenhand geschaffene Lebensräume können, wenn sie richtig angelegt und gepflegt werden, einer großen Zahl an Tier- und Pflanzenarten eine Heimat bieten. Weiterlesen ...

Die Entstehung eines Biotops

Mahd am Bahndamm © Christian Köbele
Mahd am Bahndamm © Christian Köbele

Schon in den 90er Jahren gab es den Traum, die Wildäcker und Windbruchflächen im Schöngeisinger Forst in blumenreiche Magerrasen zu verwandeln. Doch damals war die Zeit noch nicht reif. Weiterlesen ...