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Insektennisthilfen, auch „Bienenhotels“ genannt, sind in den letzten Jahren „der Renner“ sowohl in Garten- und Heimwerkerfachmärkten als auch bei diversen Discountern. Selbst bei großen Kaffeeanbietern werden sie für mehr oder weniger viel Geld angeboten, um das „Grüne Gewissen“ der potenziellen Käufer anzusprechen. Da Aufbau und Inhalt der meisten Modelle annähernd gleich sind, lohnt es sich, dies zu hinterfragen.
Meist stechen optisch schön drapierte trockene Kiefernzapfen, Sägespäne und Vollholzreste hinter einem Metallgeflecht als Erstes ins Auge.
Richtig! Keine! Höchstens Florfliegen, die man dort aber auf gar keinen Fall haben möchte, da sie sich von Pollen ernähren, also der Nahrung der Wildbienenlarven, für die ja das „Hotel“ gedacht ist. Gleiches gilt für Ohrwürmer, die als Allesfresser gerne auch mal Bienenlarven verspeisen. [1]
Häufig werden auch kurz geschnittene Bambusröhrchen verwendet. Sie haben den Vorteil, dass sie schon hohl sind. Da Bambus als Gras aber aus einzelnen Fasern besteht, werden diese beim Schnitt aus dem Faserverbund herausgelöst und stehen – je nach Luftfeuchtigkeit – immer wieder in die Röhren ab und können dadurch die feinen Flügel der Bienen schädigen.
Zudem ist der Durchmesser der Bambusabschnitte meist viel zu groß und die Länge – bedingt durch die Knoten – häufig zu kurz:
Röhrenbienen benötigen Röhren mit einem Durchmesser zwischen 2 und 9 Millimetern, wobei der Schwerpunkt bei den kleineren Durchmessern liegen sollte. [2] Dies ist bei kommerziell angebotenen Nisthilfen aus Gartenmärkten kaum der Fall.
Röhrenbienen legen jeweils ein Ei am hinteren Ende der Röhre in eine einzelne Kammer ab. Dann kommt es zum Polleneintrag als Grundnahrung für die geschlüpfte Larve. Danach wird die Kammer verschlossen. Das nächste Ei wird dann vor die hinterste Zellenkammer gelegt, ebenfalls mit Pollennahrung versehen und verschlossen. Damit könnte man meinen, dass die Röhrenlänge keine Rolle spielt. Dies ist aber falsch! Anhand der Zusammensetzung der Pollen ergibt sich, dass aus den inneren Kammern stets Weibchen, aus den äußeren Kammern immer Männchen schlüpfen. Diese bahnen sich auch als Erstes im nächsten Frühjahr den Weg ins Freie und warten dort geduldig auf die später schlüpfenden „Damen“, mit denen es dann auch sogleich zur „Hochzeit“ kommt.
Ist die Röhre aber zu kurz, entwickeln sich nur Weibchen, die dann völlig vergeblich auf die Begattung warten und unbefruchtet absterben.
Gelegentlich findet man in hochpreisigen „Nisthilfen“ auch Ziegelsteine, die jedoch völlig ungeeignet sind. Die hartgebrannten Grate verletzen die Flügel der Bienen. [4]
Gefährlich – weil sie tatsächlich von Wildbienen angenommen werden – sind Bohrungen ins Stirnholz. Als solches bezeichnet man den Bereich des Holzes, bei dem man nach einem waagerechten Schnitt durch einen Stamm oder einen Ast die Jahresringe sehen kann. Bedingt durch die Kapillarwirkung wird feuchte, warme Außenluft ins Holzinnere geleitet. Durch die kondensierende Feuchtigkeit verfaulen oder verpilzen die einzelnen Brutzellen. Außerdem reißt das Holz in Faserrichtung leicht ein, wodurch ebenfalls die Flügel der Flugkünstler beschädigt werden können. [3]
Die Röhren entstanden ursprünglich durch kleinste Löcher von Schädlingen, die im Laufe der Zeit immer weiter aufgebohrt werden. Klar, dass in der Natur somit die Bohrungen immer von der Rindenseite her erfolgen – und niemals ins Stirnholz.
Im Inneren eines solchen Baumes bleibt es trocken und der Bienennachwuchs kann sich gut entwickeln; die Feuchtigkeit durch die Kapillarwirkung kondensiert an den Enden problemlos aus. Der Rest vom Holz wird gut und trocken durchlüftet.
Einfach in ein trockenes Hartholzstück mit einem Bohrer für Metall (der sorgt im Gegensatz zu einem ungeeigneten Holzbohrer für glatte Bohrränder!) Löcher von 2 – 6 mm Durchmesser so tief wie möglich bohren.
Im Handel gibt es dafür auch extralange Bohrer. Größere Durchmesser sind nicht nötig. Dabei darauf achten, dass deutlich mehr kleinere Löcher angeboten werden.
Anschließend das Holzstück regengeschützt und fest an einem sonnigen Platz anbringen. Bei senkrechter Montage kann auch eine darüber gestülpte alte Blechbüchse als Wetterdach dienen.
Alternativ können speziell im Fachhandel angebotene Pappröhrchen in eine alte Konservendose eingeklebt und an einem regengeschützten, sonnigen Platz angebracht werden.
Optimal wäre ein Bereich des Gartens, der mit vielen unterschiedlichen Strukturen, Lehmmauern, Totholz und vor allem einheimischen offenen Blühpflanzen und vielleicht sogar einem Sandarium einen optimalen Lebensraum bietet. So können wir unseren zartgeflügelten Freunden wirklich helfen. Lassen Sie sich von unserem Titelbild inspirieren.
Barbara und Ralf Meggle
Barbara und Ralf Meggle lernten sich 2022 über den LBV kennen. Ralf war bis 2022 in der Kreisgruppe Aichach-Friedberg im Bereich Nistkastenkontrolle und Öffentlichkeitsarbeit tätig. Barbara ist zusammen mit Ralf jetzt in der Kreisgruppe Fürstenfeldbruck ebenfalls in den Arbeitsgruppen Nistkastenkontrolle und Öffentlichkeitsarbeit/Infostandbetreuung aktiv. Zudem halten beide Vorträge zum Thema „Vogelfreundlicher Garten“.
Quellen:
[1] „Natur & Garten“, Mitgliederzeitschrift NaturGarten e. V., 7/2018
[2] „Fertig zum Einzug“, Pala-Verlag, in Zusammenarbeit mit NaturGarten e. V.
[3] „Nisthilfen für Wildbienen, Hummeln & Co“, Eric Fischer, Aula-Verlag
[4] „Fertig zum Einzug: Nisthilfen für Wildbienen“, Pala-Verlag