Hinweis für Webseiten-Bearbeiter! Bitte gehen Sie nach der ersten Anmeldung im Webbaukasten zunächst auf XXX und machen Sie sich mit den Funktionen Ihrer neuen LBV-Webbaukasten-Seite vertraut.
Dieser Frage ist 2023 der LBV Fürstenfeldbruck mit dem Projekt „Lebensraum Kirche“ auf den Grund gegangen. Das langfristige Ziel ist ein besserer Schutz für Fledermäuse und große Vögel wie Turmfalken, Dohlen und Schleiereulen in unserem Landkreis.
Kirchen, insbesondere deren Türme und Dachstühle, bieten einen ganz besonderen und einzigartigen Lebensraum für Fledermäuse und große Vögel. Häufig sind es die letzten Gebäude mit einem offenen Dachstuhl, und die Quartiere liegen sicher vor Räubern in einer vorteilhaften Höhe.
Heimliche Fledermäuse wie das braune Langohr leben versteckt in Spalten der alten Holzbalken, das große Mausohr hängt in Kolonien ganz oben in den Dachstühlen, um seinen Nachwuchs aufzuziehen. Vögel wie der Turmfalke, die Schleiereule und die Dohle nutzen für ihre Brut die Nischen hoch oben in den Türmen.
Wir wollten herausfinden, wie viele Fledermäuse es bei uns in den Kirchen wirklich gibt, um sie langfristig besser schützen zu können. Denn zahlreiche Fledermausarten bei uns sind gefährdet und ihr Bestand nimmt weiter ab, auch weil sie immer weniger Unterschlupfmöglichkeiten finden.
Wohnungsnot herrscht auch bei großen Vögeln wie Dohlen, Turmfalken oder Schleiereulen. Bei uns im Landkreis brüten sie fast ausschließlich in unseren Großnistkästen. Für eine saubere Kinderstube müssen wir sie zweimal im Jahr kontrollieren.
Im Zuge des Projekts konnten wir sechs neue ehrenamtlich Aktive für die AG Großnistkästen gewinnen. Dadurch sind jetzt alle 148 Nistkästen im Landkreis langfristig betreut. Zudem konnten wir sieben zusätzliche Kästen installieren, in denen jetzt auch Platz für flauschigen Nachwuchs im Frühjahr ist.
Im Turm der Kirche St. Bartholomäus in Überacker zogen Turmfalken in der vergangenen Brutsaison ihren Nachwuchs in einem Nistkasten auf.
Über die Webcam von Eduard Eder können Sie die Brut und Aufzucht der sieben kleinen Falken nochmal erleben.
Hier geht es zum Blick in den Nistkasten:
Das Projekt „Lebensraum Kirche“ wurde von der Stiftung der Sparkasse Fürstenfeldbruck finanziell gefördert. Dadurch konnten wir unter anderem notwendige technische Hilfsmittel und Materialien, z. B. für neue Nistkästen, anschaffen. Wir bedanken uns ganz herzlich bei der Stiftung der Sparkasse Fürstenfeldbruck, die gemeinnütziges und gesellschaftliches Engagement in unserem Landkreis finanziell unterstützt und damit auch dieses regionale Artenschutzprojekt ermöglicht hat.
Zwar waren in ein paar wenigen Kirchtürmen im Landkreis Fledermausquartiere bekannt, doch in den meisten unserer Kirchen waren sie nach wie vor unentdeckt. Das wollten wir mit dem Projekt ändern und haben in Zusammenarbeit mit den Pfarrverbänden die Gotteshäuser in unserem Landkreis auf heimliche Bewohner untersucht.
Projektleiterin Selina Hemmer, fünf Freiwillige und Fledermauskoordinatorin Michaela Gerges haben über ein Jahr in den Dachstühlen und Glockentürmen von 38 Kirchen nach Spuren von Fledermäusen gesucht. In 24 davon sind sie fündig geworden. Während in den Wintermonaten nur Kotspuren oder verfärbte Balken auf die heimlichen Bewohner hinwiesen – Fledermäuse nutzen Kirchen nur als Sommerquartier und Wochenstube – fanden sich im Juli und August in fünf Gotteshäusern auch Tiere im Dachgebälk.
In Günzlhofen hingen vier Langohren an der Decke, in einer anderen Kirche flog den Kontrollierenden ein Langohr entgegen, in Adelshofen trafen sie ein Mausohr an. In Purk bei Moorenweis hingen vier Langohren im Kirchenschiff, eine Art freudiges Wiedersehen, denn zuletzt war hier im Jahr 2011 ein Fledermausvorkommen erfasst worden. In einer weiteren Kirche im Landkreis konnten sogar nach 30 Jahren, die letzte Kartierung war 1993, Langohren nachgewiesen werden, trotz zwischenzeitlich erfolgten Umbaumaßnahmen. In einigen Gotteshäusern fanden sich auch verlassene Quartiere. Die Ursachen dafür können vielfältig sein, wenn zum Beispiel Einflugöffnungen verschlossen wurden, eine Sanierung die Nachtkobolde vertrieben hat oder sich die Nahrungsbedingungen in der Umgebung verschlechtert haben. Bislang ist die Fledermaus-Bilanz des Projekts Lebensraum Kirche gemischt. Trotz der erfreulichen Funde und Nachweise ließen sich nur wenige Wochenstuben, also Quartiere für den Nachwuchs, nachweisen.
Die Daten geben einen wichtigen Aufschluss über den Bestand der Fledermausarten bei uns im Landkreis. Gleichzeitig können wir verhindern, dass unbekannte Quartiere bei einer möglichen Sanierung zerstört werden, und gefährdete Fledermausarten ihr Zuhause verlieren. Für die Kirchenverwaltung liegen jetzt bereits vor einer möglichen Sanierung wichtige Informationen zu nötigen Artenschutzmaßnahmen vor. Diese können somit gleich von Anfang an bei der Planung berücksichtigt werden. Das spart viel Zeit und vermeidet einen teuren Sanierungsstopp.
Vögel wie Dohle, Turmfalke oder Schleiereule sind ebenfalls große Fans von Kirchen als Kinderstube. Allerdings finden sie durch Taubenabwehrgitter kaum mehr ein passendes Schlupfloch in die einst begehrten Wohnungen. Deshalb haben Ehrenamtliche des LBV Fürstenfeldbruck in den 1990er Jahren weit über 100 Großnistkästen für diese Arten in Kirchen und Scheunen als Brutmöglichkeiten angebracht.
Heute betreut unsere AG Großnistkästen fast 150 Kinderstuben, denn die drei Vogelarten sind in unserem Landkreis sehr stark auf die Nisthilfen angewiesen. Die Brutsaison 2023 in den insgesamt 108 Großnistkästen, von denen uns bisher Daten vorliegen, war aus Artenschutzsicht ein Erfolg: In 45 brüteten Dohlen, in 22 Turmfalken und in sechs Schleiereulen. Nur in 30 Kästen ließ sich kein Brutgeschehen nachweisen, in sechs Kästen ließ sich nicht feststellen, was dort gebrütet hat.
Der LBV Fürstenfeldbruck plant in Zusammenarbeit mit der Fledermauskoordinationsstelle, auch noch die übrigen der insgesamt 70 Kirchen im Landkreis zu untersuchen – immer in Absprache mit den zuständigen Pfarrverbänden sowie den Mesnerinnen und Mesnern vor Ort. Dabei haben wir technische Hilfe von einem so genannten Bat-Detektor. Dieser macht die Laute der Fledermäuse für das menschliche Ohr hörbar. Anhand der Frequenz lässt sich zudem häufig die Art erkennen. Damit die Kosten für Artenschutzmaßnahmen in den Gemeinden überschaubar bleiben, hat die Abteilung Umwelt im Erzbischöflichen Ordinariat München angeboten, dass sie die Kosten für Quartieröffnungen oder andere bauliche Verbesserungen vor Ort auf Antrag der jeweiligen Kirchenstiftung übernehmen würde.
Sie sind für einen oder mehrere Pfarrverbände im Landkreis Fürstenfeldbruck tätig und möchten wissen, ob es auch in Ihren Kirchen heimliche Bewohner gibt? Dann melden Sie sich sehr gerne bei uns, wir begeben uns auch bei Ihnen auf Spurensuche für den Artenschutz.
Fledermauskoordinationsstelle Landkreis Fürstenfeldbruck
Michaela Gerges
E-Mail fledermaus-fuerstenfeldbruck@web.de
Tel 0176 / 43675266